Liebe Leserinnen und Leser

«Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht.» Was der Lyriker und Kabarettist Joachim Ringelnatz mit seinem philosophischen Sinnspruch vor rund 100 Jahren verdeutlichen wollte, ist nicht überliefert. Sicher ist hingegen, dass nichts so sicher ist wie der stete Wandel. Dies gilt auch für Recruiting-Verantwortliche, die sich fortlaufend mit Themen beschäftigen müssen, die neu in ihrer Agenda aufpoppen.

Erfahrungen zu sammeln, kann zeitaufwendig und kostspielig sein. Deshalb ist es sinnvoll, von Unternehmen zu lernen, die möglicherweise schon einen Schritt weiter und eine Erfahrung reicher sind. So verschafft beispielsweise die HR-Benchmark-Studie 2023 einen guten Überblick, wie die 50 grössten Unternehmen Deutschlands ihre Karriere-Websites für die Rekrutierung von Fachkräften nutzen. Auch der aktuelle Future of Jobs Report 2023 vermittelt wichtige Erkenntnisse, wie sich die Anforderungen an Arbeitgebende und an Arbeitnehmende in naher Zukunft verändern werden. Zu guter Letzt will Zukunft aber auch gestaltet werden: Generative KI-Tools wie ChatGPT oder Googles Bard benötigten hierfür jedoch detaillierte Aufgaben, um assistieren zu können. Das will gelernt sein! Zu all diesen Themen haben wir für Sie spannende News zusammengestellt.

Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre und freue mich über jegliches Feedback an peter.mueller@solique.ch.

Herzlich grüsst
Peter B. Müller, CEO

Studie: Die besten Karriere-Websites Deutschlands

Seit 2003 analysiert die Kölner NetFederation GmbH (NetFed) die besten Karriere-Websites Deutschlands. In ihrer jüngsten HR-Benchmark-Studie 2023 untersuchten die Experten den aktuellen Stand digitaler Arbeitgeberkommunikation in 50 Grossunternehmen sowie deren Veränderung gegenüber 2022. Mithilfe von mehr als 100 fachlich relevanten Kriterien wurde dokumentiert, ob wesentliche Inhalte zum Konzern und zu seiner Unternehmenskultur vorhanden sind (Einblick ins Unternehmen), wie Unternehmen mit Bewerbenden und Mitarbeitenden in Dialog treten (Bewerbung) und inwiefern Stellensuchende von den Karriereportalen bei der Bewerbung unterstützt und begleitet werden (Dialogfähigkeit).

Die Studienergebnisse zeigen, dass moderne Karriereseiten gesellschaftlich relevante Themen wie Vielfalt, Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion standardmässig adressieren. Positiv zu vermerken ist auch die vermehrte Ansprache junger Zielgruppen, die Bereitstellung von Testimonials für verschiedene Karrierestufen und Zielgruppen sowie die Fokussierung auf Austausch und persönlichen Dialog. Raum für Verbesserungen sehen die Autoren bei der (besseren) Integration von konzernübergreifendem Content, bei der Publikation spezifischer HR-Kennzahlen oder beim Angebot digitaler Servicefunktionen wie One-Click-Bewerbungen und Bewerberchats. Lesenswert!

Haben physische Arbeitsplätze trotz KI eine Zukunft?

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) untersucht seit 2016 die Auswirkungen gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, ökologischer und technologischer Entwicklungen auf den Arbeitsmarkt. Der aktuelle Future of Jobs Report 2023 prognostiziert, dass Jobs mit einem hohen Anteil an Routinetätigkeiten in den kommenden vier Jahren durch digitale Technologien wie Big Data, Cloud Computing und künstliche Intelligenz akut bedroht sind. Ausgeschlossen wird jedoch nicht, dass diese Entwicklung langfristig einen positiven Effekt auf die Gesamtbeschäftigung haben könnte, falls mehr neue Jobs geschaffen als bisherige Arbeitsplätze vernichtet werden.

Neu an der aktuellen Digitalisierungswelle ist, dass durch generative künstliche Intelligenz nicht erneut (Blue Collar) Jobs in der Produktion betroffen sind, sondern (White Collar) Arbeitsplätze im Marketing und Vertrieb, im Detailhandel und im kaufmännischen Bereich. Da Arbeitgeber mit dem Einsatz von KI am Arbeitsplatz allerdings nicht primär den Personalbestand verringern, sondern die (Mitarbeiter-)Produktivität erhöhen wollen, sind Mitarbeitende mit neuen Kompetenzen wie analytischem und kreativem Denken gefragt. Dies ist kurzfristig nur mit individueller Aus- und Weiterbildung zu bewerkstelligen. Was jede:r Einzelne zusätzlich zum Erhalt des eigenen Arbeitsplatzes beitragen kann, ist bei Forbes nachzulesen.

Aufgaben im Recruiting mit einem Prompt erledigen

Generative KI-Tools wie ChatGPT von OpenAI oder Bard von Google (in Europa erst via VPN nutzbar) können in verschiedenen Bereichen klassischer HR-Prozesse genutzt werden, um Aufgaben mit weniger Zeit- und Personalaufwand zu erledigen. Der Einsatz generativer KI-Tools erfordert allerdings spezifisches Anwendungs-Know-how, dass man sich idealerweise im Arbeitsalltag aneignet, um die Fähigkeiten und Grenzen der neuen Assistenz-Werkzeuge kennenzulernen und auszuloten.

Im Recruiting-Alltag lassen sich viele Anwendungsfälle für generative künstliche Intelligenz finden. Spannend ist, dass sowohl repetitive Alltagsaufgaben als auch aufwendige Recherchen vereinfacht und beschleunigt werden können. Damit dies gelingt, müssen die Chatbots mit sinnvollen Aufgaben – sogenannten Prompts – beauftragt werden. Prompts sollten dabei so spezifisch sein, dass auch eine erfahrene Assistenz «aus Fleisch und Blut» eine präzise Antwort liefern könnte. Das Kreieren und Optimieren von Prompts (Prompt Engineering) setzt Fach-Know-how und Erfahrung voraus, kann aber auch durch praktisches Üben erlernt werden. Probieren Sie es aus!

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Employer Branding mit Recruiting-Videos

Um Top-Talente für das eigene Unternehmen zu gewinnen, ist ein starker Employer Brand wichtig. Im Wettbewerb um Aufmerksamkeit können Videos auf Karriereseiten helfen, wichtige Botschaften zu vermitteln. Der Reiseanbieter Globetrotter produziert deshalb neu zu jeder ausgeschriebenen Stelle ein Video. Damit will man die Kultur, die Werte und das Arbeitsumfeld bei Globetrotter sichtbar machen. Vergleichbar sind die Motivation und die Umsetzung bei der Schweizer Cembra Money Bank. (🏝️ Globetrotter / 🏦 Cembra)

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Den Bias überwinden: Diversity im Recruiting

Diversität ist mehr als ein idealistisches Konzept; ohne Strategie bleibt die Absicht allerdings ein Lippenbekenntnis. In einer aktuellen Studie haben Indeed und Glassdoor daher gemeinsam mit dem ifo Institut die Zusammenhänge zwischen Diversität, Recruiting und Mitarbeiterbindung untersucht. Die Analyse zeigt: Um diverser einzustellen, fokussieren sich viele Unternehmen auf ihre Formulierungen in Stellenanzeigen. Effektiver wären hingegen divers besetzte HR-Teams sowie deren Ausbildung für einen vorurteilsfreien Umgang mit Bewerber:innen. (📚 Diversity Recruiting Report | PDF)

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Arbeitsmarktbarometer weiterhin positiv

Aller geopolitischen Entwicklungen zum Trotz liegt das Schweizer Arbeitsmarktbarometer im April 2023 weiterhin im Plus. Trotz der bereits historisch tiefen Arbeitslosenquote prognostiziert das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) für die kommenden drei Monate abermals einen Rückgang der Arbeitslosigkeit sowie einen erneuten, jedoch etwas schwächeren Anstieg der Beschäftigung. In Deutschland zeigt eine analoge Erhebung durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) eine vergleichbare Entwicklung. (🇩🇪 IAB / 🇨🇭 SECO)