Liebe Leserinnen und Leser

Das Thema «künstliche Intelligenz» dominiert seit mehr als einem Jahr die Medien und die öffentliche Debatte. Dies liegt unter anderem daran, dass KI-Anwendungen heutzutage leicht zugänglich und erstaunlich einfach zu bedienen sind. Es überrascht daher nicht, dass der betriebliche Einsatz von künstlicher Intelligenz mittlerweile nicht nur das Marketing, die Produktion oder den Kundenservice verändert, sondern zunehmend auch das Personalwesen und die Rekrutierungsprozesse beeinflusst.

Von sechs Recruiting-Trends, die das international tätige Beratungsunternehmen Korn Ferry identifiziert hat, werden deren zwei ebenfalls von KI geprägt. Künstliche Intelligenz wird eventuell auch dazu beitragen, zwei Probleme zu lösen, die Unternehmen seit Jahren immense Kosten verursachen: die anhaltend niedrige Mitarbeiterloyalität und die hohe Personalfluktuation. Aktuelle Ergebnisse einer Langzeitstudie zur Wechselbereitschaft von Erwerbstätigen im DACH-Raum bekräftigen den Handlungsbedarf. Trotz aller Faszination für die neuen Möglichkeiten dürfen die Gefahren, die mit KI-Anwendungen einhergehen, nicht ausser Acht gelassen werden. Die Europäische Union plant daher, mögliche Risiken mit einem AI Act zu regulieren.

Zu all diesen Themen haben wir für Sie erneut lesenswerte News zusammengestellt. Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre und freue mich über jegliches Feedback an peter.mueller@solique.ch.

Herzlich grüsst
Peter B. Müller, CEO

Sechs Recruiting-Trends für das Jahr 2024

Um auf eine sich rasant verändernde Arbeitswelt vorbereitet zu sein, greift man auch im Recruiting gerne auf Trendstudien und Prognosen zurück. In diesem Zusammenhang haben wir bereits auf eine lesenswerte Szenarioanalyse vom Bundesverband der Personalmanager (BPM) hingewiesen. HR-Dienstleister und Beratungsunternehmen verfolgen oft einen anderen Ansatz: Sie werten mit Blick auf das wirtschaftliche Potenzial reale Kundenprojekte aus.

Die Organisationsberater von Korn Ferry haben dies ebenfalls getan, und sechs Trends identifiziert, die für das internationale Recruiting relevant sind. Trend 1: Das Potenzial von KI verändert die Personalbeschaffung nachhaltig. Dabei müssen die damit verbundenen Risiken fortlaufend evaluiert und gegen den Nutzen abgewogen werden. Trend 2: Kandidaten verfügen durch KI über mehr Einfluss im Bewerbungsprozess. Trend 3: Durch eine frühzeitige Rekrutierung bereits in Bildungsinstitutionen, können Talentpools vergrössert und Personalkosten gespart werden. Trend 4: Fähigkeiten sind wichtiger als Lebensläufe, um den Anforderungen einer zunehmend digitalen Wirtschaft gerecht zu werden. Trend 5: Soft Skills gewinnen weiter an Bedeutung. Trend 6: Der Umgang mit dem Thema «New Work» wird darüber entscheiden, ob Talente gewonnen und gehalten werden können.

▶️ Talent Acquisition Trends 2024 | Korn Ferry

Der EU AI Act reguliert auch HR-Tech-Anwendungen

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz bietet im HR-Bereich viele Chancen. Sie kann die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Mitarbeiter rekrutieren, entwickeln und binden, nachhaltig verändern. Das Europäische Parlament und der Europäische Rat bewerten viele KI-Anwendungen im HR-Bereich allerdings als Hochrisiko-KI, die erhebliche Auswirkungen auf die Rechte und Berufsaussichten von Arbeitnehmern haben können. Mit dem AI Act sollen diese Risiken deshalb reguliert werden. Je nach Risikogruppe sind unterschiedliche Pflichten für Entwickler und Anwender vorgesehen.

Der EU AI Act soll diesen Sommer final beschlossen werden und zwei Jahre später in Kraft treten. Luca Bertuzzi, Technologie-Journalist in Brüssel, hat den 892 (!) Seiten umfassenden Verordnungstext «geleakt», wie das Fachmedium «Personalwirtschaft» berichtet. Die Verordnung stellt das HR vor grosse Herausforderungen, speziell bei der Aufklärung, Überwachung und Protokollierung von Hochrisiko-KI. Einige HR-Tech-Anwendungen, wie die Analyse von Emotionen oder von Bewerbungsvideos, könnten stark eingeschränkt oder gar verboten werden. Bei Verstössen drohen hohe Bussgelder. Und ja, auch für Schweizer Unternehmen gelten unter bestimmten Umständen die Regulierungen des EU AI Acts.

▶️ Was bedeutet der EU AI Act für das HR? | Personalwirtschaft

Studie: Wechselbereitschaft verharrt auf hohem Niveau

Fast die Hälfte der Beschäftigten denkt derzeit über einen Jobwechsel nach, insbesondere Vertreter der jüngeren Generation (Gen Z). Dies ist ein zentrales Ergebnis einer Online-Umfrage zur Wechselbereitschaft von Erwerbstätigen im DACH-Raum. Durchgeführt wurde die Studie im Januar 2024 vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa (im Auftrag von onlyfy/XING). Die erhobenen Daten variieren je nach Land und Alter der Befragten stark. In Deutschland sind beispielsweise nur 37 % der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wechselbereit, während in der Schweiz aktuell 57 % über einen neuen Job nachdenken und 17 % konkret auf Jobsuche sind (Deutschland: 7 %).

Dieser länderspezifische Unterschied hängt auch mit der unterschiedlichen Angst um den eigenen Arbeitsplatz zusammen. In Deutschland befürchten lediglich 5 % der Befragten, ihre Anstellung im Laufe des Jahres zu verlieren. In der Schweiz rechnen dagegen 23 % latent mit einer Kündigung. Trotz der wirtschaftlichen Eintrübung ist bei Arbeitnehmenden der Generation Z ein höheres Gehalt der grösste Antrieb für einen Stellenwechsel. Gleichzeitig wünschen sich junge Beschäftigte aber auch Sicherheit in Bezug auf langfristige Jobstabilität. Zwei Forderungen, die den nach wie vor vorherrschenden Arbeitnehmermarkt kennzeichnen.

▶️ Wechselwilligkeitsstudie 2024 | onlyfy

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50-Jährige gehören nicht aufs Abstellgleis

In Zeiten des Fachkräftemangels darf man die Generation 50+ nicht nur nicht diskriminieren, sondern auch mal ganz spezifisch ansprechen. Letzteres haben die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) getan, um «Best Ager» als Tram- und Busfahrer zu rekrutieren. Mit grossem Erfolg: Das Verkehrsunternehmen gewann mit ihrer unkonventionellen und auffälligen Personalkampagne zahlreiche motivierte Mitarbeitende, darunter viele Frauen. (👥 VBZ-Personalkampagne 50+)

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KI am Arbeitsplatz: mehr Effizienz oder baldiger Jobverlust?

Der Einsatz von KI wird oft mit dem Verlust von Arbeitsplätzen in Verbindung gebracht. Eine aktuelle Studie des MIT Technology Review kommt jedoch zum Schluss, dass der breitflächige Einsatz von KI derzeit noch zu teuer und deshalb selten kosteneffizienter als menschliche Arbeitskraft sei. Trotzdem beurteilen Arbeitnehmer KI-Anwendungen für ihre Arbeit eher kritisch, wie eine nicht repräsentative Umfrage von Deloitte unter 1000 erwerbstätigen Personen in der Schweiz ergab. Fast die Hälfte der Befragten fürchtet einen Jobverlust. (📚 MIT Studie | Deloitte Umfrage)

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Leichte Aufhellungen auf dem Arbeitsmarkt

Im Januar haben sich die Arbeitsmarktaussichten im Vergleich zum Vormonat etwas aufgehellt. Für das erste Quartal 2024 rechnet das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) in der Schweiz dennoch erneut mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote und einem weiteren Rückgang der Beschäftigung. Eine vergleichbare Erhebung durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) dokumentiert für Deutschland hingegen eine Trendwende. Angesichts der medialen Schlagzeilen überrascht die leicht positive Entwicklung der Arbeitslosigkeit und Beschäftigung. (🇩🇪 IAB / 🇨🇭 SECO)