Liebe Leserinnen und Leser

«Nichts ist so beständig wie der Wandel». Was Heraklit von Ephesus vor rund 2500 Jahren so treffend formulierte, gilt heute mehr denn je. Es scheint gar, als ob die Welt aus ihrem Krisenmodus und dem damit verbundenen Veränderungsbedarf so rasch nicht herausfinden wird.

Relativ gut durch unruhige Zeiten manövrieren Unternehmen, die agil und digital aufgestellt sind. Dank ihrer Digital Readiness können sie sich den ständig und oft abrupt ändernden Rahmenbedingungen besser anpassen. Solche Unternehmen sind es auch, die für neue Herausforderungen immer wieder bestmögliche Lösungen realisieren und so mit ihrer Best Practice letztendlich Trends kreieren. Von diesen Erfahrungen können Dritte profitieren, ohne das Risiko einzugehen, alle kostspieligen Lernphasen selbst durchlaufen zu müssen.

Mit recruitingOUTLOOK wollen wir deshalb regelmässig Trends und Best Practices im HRM und Recruiting sowie aktuelle Entwicklungen des Arbeitsmarktes in der Schweiz und im Ausland beleuchten. Unser produkt- und anbieterneutraler E-Mail-Newsletter wird vier bis sechs Mal pro Jahr – alternierend zu unseren insideNEWS – versandt. Wir wünschen Ihnen eine informative Lektüre und freuen uns über jegliches Feedback an peter.mueller@solique.ch.

Herzlich grüsst
Peter B. Müller, CEO

Globale HR-Trends

Mit einer viel beachteten Studie hat die Boston Consulting Group in Zusammenarbeit mit der World Federation of People Management Associations (WFPMA) bei 6600 Personalverantwortlichen in 113 Ländern die drängendsten Themen erfragt, die das Tagesgeschäft in naher Zukunft dominieren werden.

Aus dem Abgleich der genannten Themen, den erforderlichen Kompetenzen und dem aktuellen Leistungsniveau der befragten Unternehmen extrahierten die Studienautoren drei kritische und deshalb dringliche Aktionsfelder. Mit diesen sollten sich Personal- und Recruitingverantwortliche auch hierzulande beschäftigen und überzeugende Lösungen zur Hand haben: 1) Beschleunigte Digitalisierung des «Employee Life Cycle» und der «Candidate Experience», 2) strategisches «Talent Acquisition & Skill Management» sowie 3) partizipative Entwicklung der «Future of Work». Lesenswert!

5 Recruiting-Trends für 2022

Das deutsche HR-Consultingunternehmen Harbinger hat 5 Meta-Trends für das Recruiting identifiziert, die auch für Schweizer Unternehmen relevant sein können. 1) Die Generation Y bestimmt die Strategie: Millennials (Jahrgänge 1981-1995) stellen mit Blick auf ihre Anzahl, Ausbildung, Erfahrung und Entwicklungspfade eine kritische Masse für viele Unternehmen dar. Sie zu halten, ist deshalb nachhaltiger, als ständig neue Talente zu rekrutieren. 2) Der digitale Bewerbermarkt dominiert: Datenbasiertes Recruiting sowie eine konsistente und zeitgemässe «Candidate Experience» sind entscheidend, um die besten Talente zu gewinnen. 3) Die On-demand Workforce kommt und bleibt: Neue Talentplattformen vermitteln hoch qualifizierte Arbeitskräfte für zeitlich befristete Projekte auf Abruf (Gig-Worker). Dies fordert die Organisation, die Kommunikation und die Unternehmenskultur.

Sind neue Talente gefunden, kommt deren Einarbeitung sowie deren fortlaufenden Re-Evaluation strategische Bedeutung zu. 4) Das Onboarding als flexiblen, aber strukturierten Prozess verstehen: In zunehmend hybriden Arbeitsumgebungen sowie in der «Gig Economy» müssen Onboarding-Prozesse neu gedacht werden und aus Konsistenzgründen zugleich universell und individuell sein. 5) Die Bewerberqualität steht über allem: Die «Quality of Hire» (QoH) wird zur Top-Priorität von Recruitern. Der «Wertbeitrag» von Mitarbeitenden sollte deshalb mit geeigneten KPIs sowohl qualitativ als auch quantitativ bewertet werden (People Analytics).

Hohe Jobwechsel-Bereitschaft

Die Pandemiezeit hat viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sensibilisiert, der Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf mehr Beachtung zu schenken. Auch flexible Arbeitszeiten, ein fairer Lohn, vorbildliche Führungskräfte sowie attraktive Büroräumlichkeiten sind wichtige Kriterien, die Arbeitnehmende motivieren können, sich eine neue Stelle zu suchen.

Gemäss einer repräsentativen Forsa-Studie im Auftrag von XING tragen sich in der Schweiz mehr als die Hälfte (57%) aller Berufstätigen mit dem Gedanken, ihre Stelle zu wechseln, wenn sie ein passend(er)es Angebot erhalten. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen beträgt dieser Wert sogar 70% (!), bei den über 50-Jährigen immer noch 43%. In Deutschland liegt die Wechselbereitschaft mit durchschnittlich 37% (2021: 33%) traditionell deutlich tiefer.

Branchentreue schwindet leicht

Jahrein, jahraus sind etwas mehr als die Hälfte aller Stellenwechsel in der Schweiz mit einem Branchen- oder einem Berufswechsel verbunden. Grössere Umbrüche (gleichzeitiger Berufs- und Branchenwechsel) haben durch die Pandemie allerdings leicht zugenommen und betrafen im zurückliegenden Jahr 41% aller Stellenwechsel, wie Avenir Suisse auf Basis der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) errechnet hat.

Wenn Stellenwechsel häufiger mit einem Branchenwechsel verbunden sind, zeichnet die Zahl der offenen Stellen allerdings ein unvollkommenes Bild der effektiven Jobopportunitäten in spezifischen Branchen. Entsprechende Statistiken sollten deshalb mit Vorsicht genutzt und unkonventionelle Lebensläufe von Bewerbenden nicht (systembedingt) von vornherein ausgeschlossen werden.

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Mindset wichtiger als Diplome

Studien zeigen, dass 89% aller Fehlbesetzungen bei Neueinstellungen auf Probleme der Überzeugung und Mentalität zurückzuführen sind. Der internationale Zahlungsdienstleister Klarna will Talente deshalb neu auf der Grundlage ihrer Ambitionen und ihrer Einsatzbereitschaft beurteilen und nicht nur anhand ihres Lebenslaufes. Ziel ist es, Bewerber:innen den Einstieg ins Unternehmen zu ermöglichen, auch wenn sie keinen (akademischen) Abschluss oder einschlägige Berufserfahrung haben (🛍 Klarna).

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Positive Arbeitsmarktsignale

Nach rund 2 Jahren Pandemienotstand erholt sich der Schweizer Arbeitsmarkt rasant. Gemäss Swiss Job Market Index, den Adecco zusammen mit der Universität Zürich publiziert, stieg die Zahl der offenen Stellen im 4. Quartal 2021 auf einen absoluten Höchststand. Diese Entwicklung setzte sich im laufenden Jahr bis zum Kriegsausbruch in der Ukraine Ende Februar fort (📈 Adecco). Vergleichbares vermeldet auch Manpower mit seinem Arbeitsmarktbarometer Schweiz. Gemäss diesem wollen im 2. Quartal 2022 schweizweit 26% aller Arbeitgeber mehr Personal einstellen (📊 Manpower).

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Ukrainer:innen auf Jobsuche

Mehrere Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer sind seit Kriegsbeginn vor den russischen Invasoren geflüchtet. Hunderttausende von Ihnen – insbesondere Frauen mit Kindern – suchen temporären Schutz auch in Deutschland und in der Schweiz. Aufgrund einer Sonderregelung dürfen Ukrainier:innen ohne Karenzfrist in ihrem Ankunftsland arbeiten. Wie die Integration in den Arbeitsmarkt vonstattengeht und welche Hindernisse dabei zu überwinden sind, haben ARD (📺 Tagesschau) und SRF (📺 Tagesschau) in Erfahrung gebracht.